Demenz
Eine Demenz beeinträchtigt die Fähigkeit, ein Fahrzeug zu führen
Weil dies so ist, müssen sich Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen schon frühzeitig mit dem Gedanken
auseinandersetzen, dass es irgendwann einmal nicht mehr möglich sein wird, ein Auto zu fahren.
Um eine fundierte Aussage über die Fahreignung abgeben zu können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Kraftfahreignungsberater wichtig.
Grundsätzlich gilt, dass man bei guter Gesundheit auch bis ins hohe Alter Autofahren kann.
Es ist falsch zu glauben, dass ältere mehr Unfälle verursachen als jüngere Autofahrer. Die Statistik spricht hier eine klare Sprache.
Ältere Fahrer verfügen über einen großen Erfahrungsschatz, habe ausgeprägte Automatismen und sind weniger Risikobereit.
Allerdings zeigt die Statistik auch, dass die Unfallzahlen pro gefahrene Kilometer ab einem Lebensalter von
75 Jahren stark zunehmen.
Mit zunehmendem Alter verändert sich die Leistungsfähigkeit. Dies geschieht deutlich in den Bereichen, die auch Einfluss auf die Fahreignung nehmen.
Zu nennen sind da die
• Abnahme der Gehirnleistungsfähigkeit,
• die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
• ein vermindertes Sehvermögen,
• die Einschränkung der Bewegungsmöglichkeiten
• und der Einfluss der Medikation.
Die verschlechterte Gehirnleistungsfähigkeit oder eine Demenz gehören zu den häufigsten Gründen für die
eingeschränkte Fahreignung im Alter.
Eine Demenz im frühen Stadium geht allerdings nicht zwingend mit dem Verlust der Fähigkeit, ein Kraftfahrzeug zu führen, einher.
Es gibt jedoch im Bereich der leichten Demenz keine klar definierte Grenze, bei man sagen kann, wann die Fähigkeit zum Fahren verloren geht.
Das bedeutet, dass Menschen im Frühstadium einer Demenz nicht unbedingt mit dem Autofahren aufhören müssen. Das würde in der Regel auch sehr schwer fallen. Aus naheliegenden Gründen:
• Das Autofahren hilft weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen und bedeutet
Unabhängigkeit.
• Autofahren ist gleichbedeutend mit Flexibilität und Mobilität.
• Einem Autofahrer ist es möglich nahezu jeden gewünschten Ort zu erreichen.
• Das Auto als Statussymbol. Wer ein Auto besitzt, hat Ansehen in unserer Gesellschaft.
Dennoch: irgendwann ist bei Demenz der Zeitpunkt gekommen, wo eine Fahreignung nict mehr vorhanden ist.
Dies bedeutet nicht nur für den Erkrankten eine grundlegende Veränderung. Das gilt auch für die Angehörigen. Denn häufig ist es so, dass auch deren Mobilität eingeschränkt wird.
Eines muss jedoch jedem klar sein: Auch wenn das Aufgeben des Autofahrens einen tiefen Einschnitt in das Leben der Betroffenen bedeutet, so hat die Sicherheit des Verkehrs immer absoluten Vorrang.
Niemand möchte zur Gefahr im Straßenverkehr werden. Darum ist es wichtig, die richtige Entscheidung zu einem Zeitpunkt zu treffen, zu dem man diese Entscheidung noch selber treffen kann. Ehe andere einem die Entscheidung abnehmen.
Außerdem verbleibt dann auch mehr Zeit, sich nach Alternativen umzusehen.
Wann muss ein Mensch mit Demenz das Autofahren aufgeben?
Wenn ein Mensch an einer Demenz erkrankt, ist er in der Regel schon viele Jahrzehnte Auto gefahren.
Dies bedeutet, dass viele Automatismen fürs Autofahren gut eingeübt sind und noch lange vorhanden sind.
Aber, man muss bedenken, dass Autofahren nicht nur darin besteht, die Maschine Auto richtig zu bedienen.
Mit dem Auto im Straßenverkehr zu fahren bedeutet, dass man immer wieder mit unerwarteten Situationen konfrontiert wird und genau im richtigen Moment richtig und präzise zu reagieren hat. Dies wird bei Vorliegen einer Demenz immer schwieriger, denn die Leistungsfähigkeit des Gehirns wird immer mehr eingeschränkt. Folgende Tätigkeiten werden einem Demenzkranken Schwierigkeiten bereiten:
• den Verkehr richtig wahrzunehmen und räumlich zu verarbeiten.
Dazu gehört beispielsweise,
- den Weg zu finden,
- Distanzen zu anderen Autos oder
- Geschwindigkeiten von anderen Autos korrekt abschätzen zu können.
• Handlungen im Verkehr
- richtig zu planen,
- anzupassen,
- je nach Situation umzustellen,
- zu kontrollieren und
- richtig zu vollziehen.
• aufmerksam zu bleiben, den Überblick zu behalten.
• Die unterschiedlichen Situationen im Strassenverkehr richtig einschätzen zu können und entsprechend darauf zu reagieren.
Wann soll man mit dem Autofahren aufhören?
Für Betroffene und Angehörige stellt sich oft die Frage, ob und wie lange man bei Gedächtnisschwierigkeiten oder einer Demenz noch Autofahren kann.
Eine klare und verbindliche Antwort darauf gibt es nicht.
Viele Fachleute sind der Ansicht, dass die Fahreignung bei einer beginnenden Demenz, in einem leichten Stadium, noch gegeben sein kann, wobei klar sein muss, dass sie im mittleren und späten Krankheitsstadium nicht mehr gegeben ist. Die Schwierigkeit ist, wie schon oben erwähnt, die Grenze zur Nichteignung rechtzeitig zu erkennen.
Im leichten Stadium sind nur komplexe Alltagstätigkeiten betroffen.
Die Betroffenen können neue Informationen kaum noch behalten, sie vergessen Termine und wiederholen Fragen.
In ihrer gewohnten Umgebung finden sie sich gut zurecht, an unbekannten Orten (z. B. im Urlaub) können sie sich aber nicht mehr orientieren.
In diesem Stadium registrieren die Kranken ihren Abbau oft sehr genau.
Dies kann zu Angst, Depression und Aggression führen. Es besteht u.U. Suizidgefahr.
Im leichten Stadium muss jeder Fall einzeln beurteilt und regelmässig und fortlaufend überprüft werden.
Dies ist die Aufgabe des behandelnden Arztes. Aber auch Demenzkranke und Angehörige tragen eine Eigenverantwortung!
Besprechen Sie gemeinsam, wann es Zeit ist, mit dem Autofahren aufzuhören.
Folgende Hinweise sind deutliche Anzeichen für den Zeitpunkt für ein freiwilliges Aufhören:
• Der demenzkranke Fahrzeugführer ist im Straßenverkehr oft unsicher und aufgeregt.
• Diese Unsicherheit ist besonders groß in ungewohnter oder unbekannter Umgebung oder wenn sich auf gewohnten und bekannten Wegen etwas verändert. Zum Beispiel wenn plötzlich eine Baustelle dort ist, wo gestern noch keine war.
• Es häufen sich Missgeschicke, wie:
- links und rechts wird verwechselt,
- fehlende Beobachtung beim Abbiegen,
- das Rotlicht einer Ampel wird nicht beachtet,
- Probleme mit der Regel Rechts-vor-Links,
- Verkehrstafeln und -zeichen werden übersehen,
- zu schnelles Fahren,
- plötzlich ohne erkennbaren Grund bremsen usw.
• Der betroffene Autolenker fährt langsam,
- reagiert langsam oder
- braucht an Kreuzungen oder
- an der Ampel länger, um Entscheidungen zu treffen.
• Der demenzkranke Autofahrer findet den Weg nicht mehr oder braucht Anleitung, um von
A nach B zu gelangen.
• Es ereignen sich kleinere Unfälle oder am Auto tauchen kleinere Schäden auf, z.B.
Parkschäden.
Wenn Sie sich beispielsweise als Angehöriger eines Betroffenen fragen: Fühle ich mich noch wie früher wohl im Auto? Oder würde ich die Enkelkinder zu dieser Person ins Auto setzen? Wenn Sie diese Fragen mit «nein» beantworten, ist eine Fahreignung wahrscheinlich nicht mehr gegeben.
Oft ist es für den demenzkranken Autofahrer oder für die demenzkranke Autofahrerin selbst, aufgrund der Krankheit, schwer zu erkennen, ob er oder sie noch sicher mit dem Auto unterwegs ist.
Wenn die Unsicherheit im Straßenverkehr erkennbar zunimmt, sollten Angehörige mit Kranken das gemeinsame Gespräch suchen und die Sorgen und Ängste zur Sprache bringen.
Ein Gespräch und eine Fahrverhaltensbeobachtungsfahrt (FVBF) mit einem Kraftfahreignungsberater (KFB) hilft häufig bei der Abklärung der Frage nach der Fahreignung.