Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). Sie verläuft meist in Schüben und führt erst nach einer längeren Zeit zu einer zunehmenden Behinderung.
Auch die Nervenfasern selbst sind mehr oder weniger stark geschädigt. Eine ungehinderte Weiterleitung der elektrischen Impulse zwischen den verschiedenen Nerven- und Körperzellen (z.B. Muskelzellen) ist nicht mehr möglich. Daher kann multiple Sklerose Störungen der Körperbewegungen (Motorik) und der Körperempfindungen (Sensorik) sowie verschiedene andere Symptome zur Folge haben.
Häufigste Beschwerden
Multiple Sklerose (MS) äußert sich durch sehr vielfältige Symptome:
Ein typisches Anzeichen für multiple Sklerose gibt es ebenso wenig wie einen typischen Verlauf. Häufigste frühe Beschwerden umfassen Gefühlsstörungen; zu den zweithäufigsten Frühsymptomen zählen Sehstörungen, gefolgt von Muskellähmungen.
Lähmungen der Muskulatur:
Multiple Sklerose führt häufig dazu, dass die Muskeln kraftlos sind, schnell ermüden, angespannt (spastisch) und steif sind; auch Lähmungserscheinungen in den Armen und Beinen kommen vor. Die Lähmung setzt oft nur in einem Bein ein. Die Muskulatur kann neben der Spastik zusätzlich eine Schwäche zeigen; die Symptome können Arme und Beine sowie auch eine Körperseite betreffen.
Sehstörungen:
Diese häufigen Anzeichen für multiple Sklerose treten – in unterschiedlichster Ausprägung – in etwa drei Viertel aller Fälle auf.
Häufigster Grund für diese Beschwerden ist ein entzündeter Sehnerv (eine sog. Optikusneuritis). Die Sehstörung beginnt oft mit Augenschmerzen, die sich bei einer Bewegung der Augäpfel verstärken.
Die Betroffenen sehen ihr Umfeld auf einem Auge plötzlich wie durch einen Schleier oder Nebel. Je nachdem, wie stark die Entzündung ausgeprägt ist, kann auch das Farbensehen beeinträchtigt sein. Außerdem kann es zu Lichtblitzen oder zu Ausfällen des Gesichtsfelds kommen. In manchen Fällen ist das sogenannte zentrale Sehen beeinträchtigt, sodass es plötzlich schwierig ist, eine kleine Druckschrift zu lesen. Meist bilden sich die Symptome innerhalb von wenigen Wochen bis sechs Monaten nach Abklingen der Entzündung wieder zurück. Bei einer anderen Form der Sehstörung sehen die Betroffenen Doppelbilder. Dies ist auf eine Lähmung der Augenmuskulatur zurückzuführen
Blasenfunktionsstörungen
Eine multiple Sklerose führt in etwa zwei Drittel aller Fälle zu Blasenfunktionsstörungen. Dadurch sind Alltagsleben und Wohlbefinden der Betroffenen zum Teil schwer eingeschränkt. In frühen Stadien dominiert ein heftiger und kaum zu kontrollierender Harndrang mit unwillkürlichem Harnverlust (Inkontinenz).
Sehstörungen
Aufgrund der möglichen, oben genannten Sehprobleme ist vor Beginn der Ausbildung/Schulung eine augenärztliche Untersuchung zwingend erforderlich.
Bei dieser Untersuchung ist es von Bedeutung, das nicht nur die üblicherweise für das Autofahren üblichen Parameter wie Sehstäke, räumliches Sehen und Farbsehen abgetestet werden. Zwingend erforderlich ist eine Überprüfung des Gesichtsfeldes um Gesichtsfeldausfälle im zentralen Gesichtsfeld auszuschliessen.
Lähmungen der Muskulatur
Häufig ist es so, dass die Lähmungen im rechten Bein beginnen. Dies hat zur Folge, dass beim Autofahren der rechte Fuß nicht mehr schnell genug vom Gas zur Bremse wechseln kann.
Da MS jedoch in Schüben auftritt und nicht auszuschliessen ist, dass im Laufe der Zeit auch das linke Bein betroffen ist, ist von diesem Umbau abzuraten.
Langfristig gesehen ist der Einbau eines Handbediengerätes die bessere Entscheidung.
Blasenfunktionsstörungen
Wegen der häufig vorhandenen Blasenfunktionsstörungen sollte bei der Fahrausbildung/Schulung nicht zu lange Fahreinheiten gewählt werden. Behindertengerecht eingerichtete sanitäre Einrichtungen in der Fahrschule sind erforderlich.
Doppelbilder
Doppelbilder im zentralen Sehbereich schliessen Autofahren aus.
MS-Patienten neigen bisweilen dazu, dieses Problem zu ignorieren und mit einem Griff der rechten Hand in die rechte Kniekehle das Bein vom Gas auf die Bremse zu heben.
Dass dies im Falle eines Unfalles erhebliche rechtliche und auch versicherungstechnische Probleme bewirken kann ist offensichtlich nicht immer klar.
Vielen MS-Patienten glauben, die Lösung des Problems in sei dieser Situation durch die Verlegung des Gaspedales von rechts nach links zu erreichen.